Für soziale Gerechtigkeit brauchen wir vor allem eines: Mehr, bessere und günstigere Kinderbetreuung.
In diesem Sinne hat die SPD-Fraktion Seligenstadt einen Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht,
in dem der Magistrat beauftragt wird Maßnahmen zu prüfen, die geeignet sind, zusätzliche Kindertagespflegekräfte zu gewinnen. Gleichzeitig soll die Stadt auch prüfen, welche städtische Räumlichkeiten geeignet wären, in denen Kindertagespflegekräfte die Betreuung der Kinder durchführen können.
„Der Bau von KiTas und Kindergärten ist löblich und auch wichtig“, betont Jelena Ebert, Fraktionsmitglied der Sozialdemokraten und Vorsitzende des SPD-Ausschusses für Bildung, Sport, Soziales und Kultur. „Doch der akute Mangel an Betreuungsplätzen ist problematisch und muss sofort behoben werden und nicht erst in 5 bis 10 Jahren“, so Ebert.
Nach dem im August veröffentlichten Bedarfsplans für Kindertageseinrichtungen der Stadt Seligenstadt warten aktuell ca. 60 Kinder auf einen Platz in der U3-Betreuung ohne Aussicht zeitnah einen Platz zu bekommen. Diese offizielle Anzahl an Wartenden stellt aber längst nicht mehr die tatsächliche Zahl dar: „Es sind über 60 Kinder auf der Warteliste“, so Jelena Ebert, die die aktuellen Zahlen frisch aus den KiTas bekam. „Wir müssen jetzt handeln und alles Nötige tun, damit Seligenstadt für Familien nicht an Attraktivität verliert.“
Daher baut die Seligenstädter SPD nun auf den Ausbau der Kindertagespflege. Denn eine beliebte Alternative zur Betreuung in einer Kindertagesstätte ist die Unterstützung durch eine Tagesmutter oder einen Tagesvater. „In der Einhardstadt sind zehn Tagesmütter aktiv“, erläutert Nicole Fuchs, Fraktionsvorsitzende der SPD. „Sie betreuen in den eigenen vier Wänden je ca. vier bis fünf Kinder. Bei persönlicher Eignung ist die Ausbildung zur Tagesmutter oder zum Tagesvater innerhalb weniger Monate in Abend- und Wochenendkursen möglich. Doch die steigenden Preise, von Energie bis zu teureren Lebensmitteln, stellen für viele potentielle Kindertagespflegekräfte ein Problem dar“, so Fuchs. „Genau hier wollen wir ansetzen: Stellt die Stadt Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen die Betreuung stattfinden kann, dann würden die Tagespflegekräfte entlastet und zudem würde diese Maßnahme einen Anreiz darstellen, um weitere Kräfte zu gewinnen“, fährt Nicole Fuchs fort. Um den Familien auf den Wartelisten für einen Betreuungsplatz eine reelle Chance zu geben, sind weitere 10 bis 12 Kindertagespflegekräfte nötig, nach Adam Riese. Das wäre eine Verdoppelung des jetzigen Angebotes. Doch können zu kleine Wohnungen und rechtliche Gründe oftmals gegen das Ausüben der Tätigkeit als Kindertagespflegekraft stehen. Wirkt sich die Tätigkeit aufgrund von Lärm oder Kundenverkehr auf die Nachbarn aus, ist dies genehmigungspflichtig– oftmals ein No-Go für viele Tagesmütter und -väter.
„Hier in Seligenstadt gibt es geeignete Räumlichkeiten, die interessierten Tagespflegekräften für die Betreuung und Versorgung der Kinder zur Verfügung gestellt werden könnten“, so Jelena Ebert und Nicole Fuchs. „Wir bitten daher die Stadt darum zu prüfen, welche Wohnungen oder Gebäude dafür geeignet sind, um mehreren Kindern die Betreuung zu ermöglichen, auf die sie schon länger warten“, so die beiden Sozialdemokratinnen. Dieser Prüfantrag ist ein Teilstück des Puzzles, dass Seligenstadt weiterhin ein schöner Ort für Familien bleibt. Die Einhardstadt gehört längst zum Frankfurter Speckgürtel. Die enorm hohen Mietpreise und die fehlenden Kinderbetreuungsplätze könnten sich schnell zu einem echten Standortnachteil entwickeln, befürchtet die SPD. „Dem müssen wir mit vereinten Kräften entgegenwirken, nicht nur bei bevorstehenden Bauvorhaben wie den Westring, sondern auch für bereits in Seligenstadt lebende Familien“, erläutert Jelena Ebert. „Gender-Pay-Gap, Armutsrisiko der Frauen und Unterrepräsentation von Frauen in Führungsetagen, all das muss dringend gelöst werden“, fährt Ebert fort. „Kinderbetreuung ist die Antwort auf viele der drängendsten Probleme unserer Zeit. Also müssen wir erfinderisch werden und nicht über hundert Familien in Seligenstadt im Regen stehen lassen.“