Aus der Chronik des Ortsvereins Seligenstadt
 
  WEITERE VERÄNDERUNGEN DES STADTBILDES

In dieser Zeit begann auch die Diskussion über die Erweiterung des Friedhofes. Zur Debatte standen der Waldfriedhof am Bangert, der Friedhof am Schachenweg sowie der Platz an der Aschaffenburger Straße. Nach hartem Ringen entschloß man sich schließlich für die heute bekannte Lösung. Zu den weiteren Leistungen der Sozialdemokraten unter Bürgermeister Fritz Beike muß vor allem die Unterbringung der Flüchtlinge, die Erschließung von Mittelbeune, Im Grauborn und zu beiden Seiten der Giselastraße zum Baugebiet erwähnt werden. Außerdem entstand die Matthias-GrünewaldSchule; die Memling-Schule wurde modernisiert und der Um- und Ausbau des Schlachthofes begann. Es wurde Siedlungsgebiet an der Klein-Welzheimer Straße erschlossen, sowie der Straßen- und Kanalbau gefördert und die Flurbereinigung fortgesetzt. Dies alles sind sichtbare Verdienste unter Mitwirkung der Seligenstädter Sozialdemokratie, die der Stadt ihren Stempel aufgedrückt hat.

Bei der 4. Bundestagswahl am 17. September 1961 verliert die CDU ihre absolute Mehrheit. Gewinner der Wahl sind SPD und FDP, die ihren Stimmenanteil von 31,8% auf 36,3% beziehungsweise von 7,7% auf 12,7% vergrößern können. Die SPD erhält 190, die CDU 242 und die FDP 67 Sitze.

Für Seligenstadt ging die Wahl so aus:

SPD 2 063 Stimmen 35,9%
CDU 3 134 Stimmen 54,6%
FDP 327 Stimmen 5,7%
DFU 50 Stimmen 0,9%
DRP 8 Stimmen 0,1%
Sonstige 162 Stimmen 2,8%


Von 6 636 Wahlberechtigten machten 5 947 Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch, das waren 89,6%.

Am 11. November 1962 wählt Hessen seinen 5. Landtag. Die SPD erhält 51 (48), die CDU 28 (32), die FDP 11 (9) und der BHE 6 (7) Sitze. In Seligenstadt wählten 5 886 Personen, das waren 87,9%.
Davon erhielten:

SPD 2 225 Stimmen 39,0%
CDU 2 920 Stimmen 51,7%
FDP 261 Stimmen 4,6%
DFU 49 Stimmen 0,9%
Sonstige 252 Stimmen 4,4%


Nach dem Ausgang dieser Wahl bildete der hessische Ministerpräsident Georg August Zinn am 30. Januar 1963 eine SPD/BHE-Koalitionsregierung. Ihr gehörten von der SPD unter anderem an:
Lauritz Lauritzen für Justiz und Bundesangelegenheiten,
Ernst Schütte für den Kultus,
Heinrich Hemsath für Arbeit, Wohlfahrt und Gesundheitswesen und
Albert Osswald für Wirtschaft und Verkehr.

Am 28. Juni 1963 wird Fritz Bruder (CDU) mit 10 Stimmen von CDU und FDP zum neuen Bürgermeister von Seligenstadt gewählt. Fritz Beike ging in seinen verdienten Ruhestand, nachdem er viele Jahre mitgeholfen hat, das Gesicht der Stadt zu verändern und die politische Landschaft zugunsten der SPD offen zu halten und zu stärken.

Im gleichen Jahr endet auch die Flurbereinigung. Daraufhin war Bürgermeister Bruder auch in der Lage, mit den nötigen Beschlüssen seiner Fraktion im Rücken, eine Unmenge von Bauplätzen abzugeben. In der Bevölkerung entstand deshalb ein Trugschluß, der mit dazu beitrug, dass die SPD 1964 eine Wahlniederlage hinnehmen mußte.

Zu diesem Zeitpunkt stieg die Einwohnerzahl von Seligenstadt (lt. Statistisches Landesamt vom 31. März 1963) auf über 10 000 an, so dass bei der kommenden Gemeindewahl erstmals 25 Stadtverordnete zu wählen waren. Der Termin für diese Gemeindewahl und damit auch für den 6. Kreistag wurde für den 25. Oktober 1964 angesetzt.

Die Gemeindewahl selbst endete dann schließlich mit einem klaren Sieg der CDU, 5 968 Wähler, das waren 88,8%, sorgten für folgendes Ergebnis:

SPD 2 156 Stimmen 37,5%
CDU 3 130 Stimmen 54,5%
FDP 254 Stimmen 4,4%
Sonstige 204 Stimmen 3,6%


Dieses Ergebnis brachte der Union 15 und der SPD 10 Sitze ein; die FDP erreichte die 5-Prozent-Klausel nicht und ging leer aus. Für die SPD zogen in das Stadtparlament ein:

Christian Böres Martin Dienes
Rudolf Mader Fritz Rausch
Karl-Heinz Demmrich Heinz Scherer
Karl-Heinz Spitznagel Günter Senf
Leo Natale Peter Heindel


Da Mader und Rausch in den Magistrat einzogen, rückten Walter Schneider und Gottfried Guth für sie in das Parlament nach. Leider verstarb Gottfried Guth schon im März 1965; seine Stelle nahm dann Ferdinand Schreiner ein. Stadtverordnetenvorsteher wurde wiederum Willi Brehm von der CDU, sein Stellvertreter erneut Karl-Heinz Spitznagel.

Einige Wochen vorher, am 6. September, wird der bisherige Wirtschafts- und Verkehrsminister Albert Osswald zum Finanzminister und Rudi Arndt zum Wirtschafts- und Verkehrsminister ernannt.

Am 1. Januar 1965 hat die SPD in der Bundesrepublik 678 484, darunter 120 501 weibliche, Mitglieder in 8 285 Ortsvereinen.

In dieser Periode wurden wieder zahlreiche kommunalpolitische Beschlüsse gefaßt und verwirklicht. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass sich im März dieses Jahres erstmals eine Kommission für europäische Zusammenarbeit konstituierte. Es wurden ferner Bebauungspläne erarbeitet, die das Gebiet Fritz-Reuter-Straße - Eichendorff-Straße - Westring/Odenwaldring und die Region im Süden der Stadt erschlossen. Am 26. März wurde die Friedhofserweiterung beschlossen und am 9. Juli die Planungsarbeiten für die dritte Volksschule (heutige Konrad-Adenauer-Schule) vergeben; ferner entstanden 26 Kleinsiedlungen und 7 Nebenerwerbsstellen.