Aus der Chronik des Ortsvereins Seligenstadt
 
  DIE KLUFT ZUR UNION

Bei den Wahlen zum 5. Deutschen Bundestag am 19. September 1965 entfielen auf die SPD 202 (190), die CDU/CSU 245 (242) und die FDP 49 (67) Sitze. Dazu kommen aus Berlin 15 Abgeordnete der SPD, 6 der CDU und ein Abgeordneter der FDP. Nachstehend das Ergebnis für Seligenstadt:

SPD 2 209 Stimmen 37,4%
CDU 3 375 Stimmen 57,2%
FDP 231 Stimmen 3,9%
NPD 45 Stimmen 0,8%
Sonstige 44 Stimmen 0,7%


Nach den Septemberwahlen vollzog sich auf einer Generalversammlung der Seligenstädter SPD ein Wechsel in der Vereinsspitze. Der schon vorher in der Organisation der Jungsozialisten aktive Karl-Heinz Demmrich löste den bisherigen ersten Vorsitzenden Christian Böres ab. Man erwartete, dass durch eine Trennung der Parteiämter (Böres war auch Fraktionsvorsitzender) eine konstruktivere Arbeit möglich wurde. Diese Hoffnungen erfüllten sich aber leider nicht.

Im Mai 1966 wurde mit einem Kostenaufwand von über 2 Millionen Mark das Schwimmbad eröffnet. Zu Pfingsten des gleichen Jahres begannen lockere Kontakte zwischen Seligenstadt und der französischen Stadt Triel. Am 9. Dezember fuhren dann erstmals zwei Seligenstädter Vertreter nach Frankreich, um die Gespräche zu vertiefen und eine Verschwisterung vorzubereiten. Der entsprechende Beschluß selbst erfolgte einstimmig am 21. Juli 1967.

Im gleichen Jahr, vom B. bis 11. September, war in Seligenstadt die Verschwisterungsfeier; die Rückverschwisterung in Triel erfolgte ein Jahr später.

Am 21. Oktober 1966 wurde der folgenschwere Beschluß über die Trassenführung der heutigen Kernumfahrung gefaßt. Auch lagen die Bebauungspläne für die Regionen am Breitenbach (staatliches Gelände) und Im Grauborn vor.

Die 6. Landtagswahlen am 6. November 1966 ergaben für Hessen folgendes Ergebnis. SPD 52 (51), CDU 26 (28), FDP 10 (11) und NPD 8 (-) Sitze. In Seligenstadt gingen 6 195 Wähler zur Wahlurne, das waren 87,9%. Im einzelnen entfielen auf die

SPD 2 502 Stimmen 41,3%
CDU 2 944 Stimmen 48,6%
FDP 243 Stimmen 4,0%
NPD 187 Stimmen 3,1%
Sonstige 177 Stimmen 2,9%


Am 14. Dezember 1966 wird Georg August Zinn wiederum zum hessischen Ministerpräsidenten gewählt. Er bildet eine SPD-Regierung, der unter anderem angehörten: Albert Osswald (Finanzen),
Rudi Arndt (Wirtschaft und Verkehr) und
Heinrich Hemsath (Arbeit und Volkswohlfahrt).


Auf der Jahreshauptversammlung der Seligenstädter SPD übernimmt im September 1967 Christian Böres erneut die Führung des Ortsvereines.

Wieder waren vier Jahre vergangen und der 20. Oktober brachte neue Gemeinde- und Kreistagswahlen. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 7 438. Zur Wahl selbst gingen 6 158 Bürger, das waren 82,8%. Die SPD erhielt wieder 10, die CDU 15 Sitze im Stadtparlament.
Aufgeschlüsselt ergibt sich nachstehende Statistik:

SPD 2 302 Stimmen (39,5%
CDU 3 529 Stimmen (60,5%

Ein klarer Sieg der Union, der der SPD für die Zukunft zu denken geben mußte. Für die Sozialdemokraten zogen in das Parlament:

Christian Böres
Rudolf Mader
Karl-Heinz Spitznagel
Heinz Scherer
Manfred Herrnkind

Michael Scheuermann
Manfred Kreis
Karl-Heinz Demmrich
Günter Senf
Fritz Rausch

Für die in den Magistrat einziehenden Rudolf Mader und Fritz Rausch rückten Walter Schneider und Helmut Funk in das Parlament nach. Im Oktober 1969 rückte Ferdinand Schreiner für Helmut Funk nach, der auf eigenen Wunsch aus dem Parlament ausschied. Stadtverordnetenvorsteher blieb Willi Brehm von der CDU, sein Stellvertreter wurde Heinz Scherer.

Nun beginnt eine Sitzungsperiode, die das Aussehen der Stadt wesentlich verändern sollte. Die Verkehrsplanung wird weiter forciert; das Haushaltsvolumen der Stadt erreicht im ordentlichen Teil fast die SechsMillionen-Grenze, im außerordentlichen Teil 2,5 Millionen Mark. Auch das Feuerwehrhaus wird nun endlich umgebaut.

Das bisher stets gute Klima in der Stadtverordnetenversammlung verschärfte sich aber leider immer stärker. Am 16. Mai 1969 wird ein Wahlausschuß zur Wiederwahl des Bürgermeisters gebildet. Die Wahl selbst fand dann am 11. Juni statt. Der bisherige Bürgermeister Fritz Bruder (CDU) wurde mit 14 Ja- gegen 9 Nein-Stimmen wiedergewählt. Zwei Abgeordnete fehlten entschuldigt.

Bei den Wahlen zum 6. Deutschen Bundestag am 28. September 1969 entfallen auf die SPD 224 (202), die CDU/CSU 242 (245) und die FDP 30 (49) Sitze. Die NPD erhält 4,3% der Stimmen und für die in der Aktion Demokratischer Fortschritt zusammengeschlossenen linken Gruppen stimmen 0,2%. Das Berliner Abgeordnetenhaus wählt 13 SPD-, 8 CDU- und einen FDP-Bundestagsabgeordneten.

Anstelle des zurückgetretenen Georg August Zinn wird am 3. Oktober 1969 Albert Osswald zum hessischen Ministerpräsidenten gewählt. Dem Kabinett gehören nur Sozialdemokraten an, darunter
Rudi Arndt (Wirtschaft) und
Ludwig von Friedeburg (Kultus).

Am 7. November 1969 fungiert erstmals Manfred Herrnkind als Fraktionsvorsitzender im hiesigen Stadtparlament. Er löst den bisherigen Vorsitzenden Christian Böres nach 21 Jahren und 7 Monaten in dieser Position ab.

Etwa zum gleichen Zeitpunkt erkrankte Bürgermeister Fritz Bruder. Auch in der Führung des Sozialdemokratischen Ortsvereines vollzog sich wieder ein Wechsel. Dr. Dietrich Fichtner trat an die Stelle von Christian

Böres, der mit kurzer Unterbrechung den Ortsverband 22 Jahre geleitet hatte. Diesem Dienst für die SPD gebühren Ehre und Anerkennung. Dies geschah im Jahre 1970. Zu jener Zeit hatte der SPD-Ortsverein rund 110 Mitglieder.

Bei den Landtagswahlen am 8. November erhält die SPD 53 (52), die CDU 46 (26) und die FDP 11 (10) Sitze. Seligenstadt wählte für diesen 7. Hessischen Landtag wie folgt:

SPD 2 675 Stimmen 39,2%
CDU 3 565 Stimmen 52,2%
FDP 438 Stimmen 6,4%
DKP 38 Stimmen 0,6%
NPD 93 Stimmen 1,4%
Sonstige 15 Stimmen 0,2%

Von 8 350 Wahlberechtigten gingen 6 949 zur Wahlurne, das waren 83,2%.

Am 1. Dezember des gleichen Jahres wird Albert Osswald erneut zum hessischen Ministerpräsidenten gewählt. Der SPD/FDP-Koalitionsregierung gehören von der SPD unter anderem an:
Rudi Arndt (Finanzen),
Ludwig von Friedeburg (Kultus) und
Horst Schmitt (Soziales).