Aus der Chronik des Ortsvereins Seligenstadt
 
     
  DER ANFANG VOM ENDE

Nach dem Rücktritt Papens und einer kurzen Episode Kurt von Schleichers ernannte Hindenburg am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler. Daraufhin beschloß die SPD-Reichstagsfraktion einen formellen Mißtrauensantrag gegen die neue Regierung einzubringen, aber am 1. Februar wurde der Reichstag aufgelöst und für den 5. März Neuwahlen ausgeschrieben.

  Trotz stärksten Terrors kann die SPD bei diesen Wahlen ihren Stand halten. 7,1 Millionen Stimmen (120 Mandate) werden für sie abgegeben.

Es nutzte aber nichts, denn am 23. März nahm der Reichstag gegen die Stimmen der SPD das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" (Ermächtigungsgesetz) an. Die Regierung erhielt damit das Recht, Gesetze, die von der Reichsverfassung abwichen, ohne Zustimmung des Reichstages zu erlassen. 94 SPD-Abgeordnete waren, trotz zahlreicher Warnungen, anwesend, 26 bereits verhaftet oder emigriert.
Nach einer umfassenden Verhaftungswelle, einem Judenboykott und Verboten demokratischer Organisationen

 
   wurde dann am 9. Mai das Vermögen der SPD, der sozialdemokratischen Zeitungen und des Reichsbanners beschlagnahmt.

Am 2. Juni beschloß der SPD-Parteivorstand dann, angesichts der politischen Entwicklung, seinen Sitz nach Prag (bis 1938, danach Paris) zu verlegen, denn eine neue Terrorwelle gegen die Sozialdemokraten begann. Auf Druck der Nationalsozialisten lösten sich am 27. Juni alle bürgerlichen Parteien selbst auf.

Nachdem im Juli die SPD aus allen deutschen Parlamenten ausgeschlossen worden war, viele verhaftet oder fliehen mußten, kam es für zwölf Jahre zu keiner freien politischen Meinungsäußerung des deutschen Volkes mehr. Nach dem Gesetz vom 14. Juli 1933 bestand in Deutschland als einzige Partei nun die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.